Was ist das TOLGS-Lautgestensystem und wie funktioniert es?
Das TOLGS®-Lautgestensystem nach Isolde Wurzer setzt auf einigen bestehenden Handzeichensystemen (Lautgebärden) aus der
Pädagogik/Sonderpädagogik auf und verbindet diese gestalterisch unter einem einheitlichen, kindgerechten Rahmen. Das System bietet wichtige Komponenten, wie ein
erprobtes, evidentes Therapiekonzept, das in sehr vielen Anwendungsgebieten flexibel eingesetzt werden kann. Die TOLGS-Lautgesten sind nach den Kriterien der Lautbildung
entwickelt und unterstützen dadurch die Aussprache aktiv als taktil-kinästhetische Eigenstimulation. Sie sind eine ganzheitliche Lernmethode, die sich vieler Sinne bedient
(Sehen, Hören, Sprechen, Fühlen) und die Körpermotorik, Wahrnehmung und Kognition im Lernprozess vereint.
Ursprünglich wurde das System für die Sprachtherapie konzipiert, aber es zeigte sich, dass der Einsatz ebenso in pädagogischen Bereichen erfolgreich ist.
Die TOLGS-Lautgesten
des Lautgesten-Geheimvereins enthalten zusätzliche wichtige Lernhilfen:
1. Das charaktervolle Gesicht des Lautgesten-Kindes mit dem sich die Kinder emotional identifizieren und einem Laut zuordnen, 2. das Mundbild des Lautes, sowie 3. einen individuellen Farbcode als Wiedererkennungsmerkmal für
den jeweiligen Laut. 4. Für jeden Laut der deutschen Sprache ist eine eigene Lautgeste vorhanden (Vokale, Konsonanten), auch
Konsonanten-verbindungen, z.B. tr, sind aufgenommen, insgesamt gibt es 62 Lautgesten.
Die große Stärke des TOLGS-Lautgestensystems ist, dass es als ganzheitlicher Lernansatz sämtliche Phasen der kindlichen Sprachentwicklung bis hin zum sicheren
Lesen und Schreiben abdeckt und durch ein konsequent strukturiert umgesetztes Lernkonzept, sowie kindgerechten Rahmen große Lernerfolge sicherstellt.
Was bewirken Lautgesten?
Lautgesten haben einen umfangreichen Wirkungsbereich. Sie unterstützen vielfältig und gezielt die Sprachtherapie und Sprachförderung. Sie bewirken:
• Eine aktive
Artikulationshilfe bei der Sprachlautanbahnung:
Lautgesten helfen, die Lautbildung zu spüren und machen die Lautbildung sichtbar.
• Eine
Artikulationsunterstützung und korrektes Sprechen:
Der Sprechbewegungsablauf wird bewusst wahrgenommen durch Hand und Mund, man erhält Auskunft über Lippen-, Zungen-, Kieferbewegung und Luftstrom, auch die Vibration der Stimme kann gefühlt
werden.
Die Lautgesten unterstützen,
eigenstimulieren und kontrollieren die Artikulation auf Laut-/Silben-/Wort-/Satz-/Kommunikationsebene.
• Das kinästhetische Gefühl wird ausgebildet:
Das Sprechen wird erlebt durch Hand und Mund.
• Die Qualität der Aussprache wird erhöht
• Bewusste und geführte
Koartikulation auf Silben- und Wortebene:
Das Fortschreiten von einem Laut zum nächsten wird spürbar und kann gesteuert werden.
Die Synthese zu Silben und Wörtern ist leichter zu leisten.
• Eine Verstärkung der
Lautwahrnehmung und Lautdifferenzierung:
Lautgesten helfen über das visuelle Bild des Lautes die Laute zu identifizieren und wahrzunehmen, diese aus Silben und Wörtern zu analysieren und zu differenzieren.
• Eine Unterstützung der phonologischen Bewusstheit:
Lautgesten helfen bei der
Lautanalyse und Lautsynthese
• Eine Erhöhung der
Konzentration und Aufmerksamkeit im Sprachbereich:
Lautgesten erhöhen die Aufmerksamkeit im Fremd- und Eigenhören.
Sie stimulieren die sprachrelevanten Bereiche im Gehirn.
• Tiefe Verankerung im Gehirn von sprachgebundenen Lerninhalten
Gemeinsam mit Lautgesten eingeübte
Einzellaute, Silben, Wörter sind nachhaltiger gespeichert.
• Bessere Körperwahrnehmung
und Koordination der Hand- und Mundmotorik:
Hand und Mund erlernen eine geschickte Feinkoordination.
• Eine körpereigene propriozeptiv verankerte Gedächtnisstütze für die Sprachlautbildung und den Sprachlautklang:
Die Muskeltätigkeiten der Finger-Handbewegungen werden länger erinnert und sind stabiler als der „flüchtige“ Sprachlaut.
• Merk- und Abrufhilfen für
Ziel- und Ersatzlaute
Über die Lautgesten können die Laute in ihrem Klang und in ihrer Bildung nachhaltiger gespeichert und leichter abgerufen werden.
• Festigung bei der
Laut-Buchstaben-Zuordnung (Phonem-Graphem-Korrespondenz):
Lautgesten verknüpfen Laut und Buchstabe nachhaltig.
• Eine Verdeutlichung bei
der Lautanalyse im Rechtschreiblernprozess:
Jeder Laut des Sprechwortes ist wahrnehmbar, Wörter lassen sich gut durchgliedern.
• Eine Synthesehilfe im
Leselernprozess:
Die visuelle Hilfe der fließend durchgeführten Handgesten hat eine begleitende Steuer- und Kontrollfunktion.
Bei wem kann das Lautgestenspiel sinnvoll eingesetzt werden?
• Bei
Artikulationsstörungen unterschiedlicher Ursachen und Arten:
(z. B. verbale Entwicklungsdyspraxie VED, phonologische, phonetische, dysarthrische Störung)
Die Lautgesten unterstützen und stimulieren die Lautbildung, machen sie bewusst und steuern die Artikulationsorgane.
• Bei auditiver
Verarbeitungs-/Wahrnehmungsschwäche/-störung und gering ausgebildeter phonologischen Bewusstheit:
Mit Lautgesten können Lautklänge intensiver wahrgenommen, analysiert und differenziert werden und die Synthese ist leichter.
• Bei Late
Talkern:
Lautgesten helfen, in die Sprache zu kommen.
• Bei Kindern mit
besonderem Förderbedarf:
Z. B. bei Entwicklungsverzögerungen, bei Down-Syndrom, Autismus unterstützen sie die Artikulation, die Lautwahrnehmung und die Grammatik.
• Bei morphologischen
Störungen:
Lautgesten können, z. B. für die Markierung von Pluralformen, Kasus (z. B. Dativ, Akkusativ), Endungen von Verben, unterstützend eingesetzt werden.
• Bei syntaktischen Störungen:
Durch den Einsatz von Wortartenkarten können Satzbildungsverstöße angezeigt werden.
• Bei Kindern mit
Migrationshintergrund / DAZ:
Die Kinder profitieren beim Erlernen oder bei der Korrektur der deutschen Sprache sehr von der lautverdeutlichenden Methode.
• Wenn deutliche Aussprache
und genaues Hinhören gefördert werden sollen:
Bei sprachunauffälligen Kindern oder Risikokindern kann es im Rahmen von Kindergarten-Förderprogrammen/Projekten zur Schulvorbereitung eingesetzt werden.
• Bei Lese- und Rechtschreibstörungen:
Lautgesten helfen, die
Laut-Buchstaben-Zuordnung zu sichern und Buchstaben zu Silben und Wörtern zu verbinden und Wörter sicher zu durchgliedern.
Warum ein neues Lautgestensystem für die Sprachtherapie?
Um diese Frage angemessen beantworten zu können, ist folgendes zu beachten: Lautgebärden aus dem Bereich der Pädagogik und Sonderpädagogik wurden primär als am Laut angelehnte Handzeichen zur Unterstützung der Buchstaben entwickelt. Sie verfolgen damit eine andere Zielsetzung als die Lautgesten des „Lautgesten-Geheimvereins“, die speziell für die Sprachtherapie und Sprachförderung angepasst und weiterentwickelt wurden. Vor allem haben die TOLGS-Lautgesten die Unterstützung der Lautbildung zum Ziel. Hierzu wurden die Lautgesten nach exakten sprechmotorischen Lautbildungskriterien ausgewählt, optimiert und z.T. komplett neu entwickelt. Das vorrangige Ziel dabei ist, die Artikulation mit Hilfe der Lautgesten intensiv und nachhaltig zu unterstützen. Der Laut soll durch die Handgeste sichtbar gemacht werden und möglichst in seiner gesamten Lautbildungsart und –weise taktil-kinästhetisch eindeutig wahrnehmbar sein.
Lautbildung und Klang werden mit der Lautgeste gekoppelt, es wird ein audio-visuo-motorisch-perzeptueller Regelkreislauf aufgebaut und damit die Lautwahrnehmung und Lautdifferenzierung verstärkt. Dieses ist eine weitere therapeutische Zielsetzung in der Kindersprachtherapie.
Die therapeutische Intervention beginnt bei sprachgestörten Kindern häufig in einem sehr jungen Alter, z.B. ab 2 oder 3 Jahren und dauert bei schweren Störungen bis ins Schulalter. Das bedeutet, dass das Arbeitsmaterial, speziell die Lautgesten-Darstellungen, darauf ausgerichtet sein muss, die unterschiedlichen Altersgruppen zu erreichen. Wichtig ist es, Lautgesten-Darstellungen zu haben, mit denen sich die Kinder identifizieren können und die sie immer wieder motivieren & faszinieren, um ihnen so die Lerninhalte spielerisch zu vermitteln.
Die bestehenden Lautgebärdensysteme konnten diese speziellen Anforderungen der Sprachtherapie und Sprachförderung bisher nur bedingt erfüllen. Dies gab letztendlich den Ausschlag für die Entwicklung des TOLGS-Lautgestensystems (Therapie mit Optimierten Lautgesten) das sämtlichen Logofin-Materialien zugrunde liegt.
Bei der Entwicklung des TOLGS-Lautgestensystems nach Isolde Wurzer wurde darauf geachtet, zusätzlich auch die Verwendbarkeit im Kitabereich zu ermöglichen und im Schulbereich zu gewährleisten, in dem es vorrangig um das Lesen und Schreiben geht. Daher wurden alle Laute der deutschen Sprache aufgenommen, also auch diejenigen, bei denen die Unterschiede zwischen Laut- und Schriftsprache zu verdeutlichen sind, z.B. eu vs. äu, i vs. ie.
Logopädisches Therapie- und Lernmaterial
Das Lernspielsystem „Der Lautgesten-Geheimverein“ ist komplett auf Grundlage der TOLGS-Lautgesten aufgebaut und umfasst verschiedene Lernmaterialien, die auf der logopädischen Therapie mit Lautgesten (Lautgebärden) basieren. Mittelpunkt des Lernsystems ist das Grundspiel. Es bietet dem Logopäden und Pädagogen ein sehr umfangreiches Spielmaterial, um eine ganzheitliche Therapie oder Sprachförderung mit Lautgesten durchzuführen. Hinzu kommen verschiedene Materialien die für unterschiedliche Anwendungsbereiche und Zielgruppen wie Kinder & Eltern, Kita und Schulen, mit denen die Arbeit mit Lautgesten intensiviert und begleitet werden kann.
Bei allen Spiel- und Lernmaterialien des „Lautgesten-Geheimvereins“ geht es darum, Lautgesten zu erlernen und anzuwenden, um die dazugehörigen Sprachlaute in ihren korrekten Artikulationen zu unterstützen, aktiv anzuregen und zu steuern. Ebenso dienen die Lautgesten dazu, über den visuellen Kanal die Lautwahrnehmung und Lautdifferenzierung zu verstärken. Des Weiteren werden mit dem Einsatz von Lautgesten Merkhilfen/Eselsbrücken trainiert, um sich die spezifische Sprachlautbildung, sowie dessen Klang ins Bewusstsein rufen zu können. Die Ziele werden mit Hörübungen und Sprachproduktionsübungen erreicht.
Logofin Verlag OHG
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